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Klinikum Aschaffenburg

Wieder auf den Beinen: Felix, der Marathon und ein besonderes Dankeschön

Professor René Hartensuer freut sich, als er die Dankeskarte von Felix Freudenberger in den Händen hält. Darauf ein Foto von Felix, heute 15. Er sitzt mit seiner Fitnessuhr auf einem Sportplatz und lächelt stolz. Zum Zeitpunkt der Aufnahme hat er einen sechsstündigen Lauf hinter sich. 42,2 Kilometer. Einen Marathon. Auf den Tag genau ein Jahr nach seiner schweren Fußverletzung. Er bedankt sich bei dem Team um Professor René Hartensuer für die hervorragende Arbeit, dank der er wieder seiner großen Leidenschaft nachgehen kann: dem Sport. Die Karte machte im OP und auf Station schnell die Runde – und sorgte für große Freude im gesamten Team der Chirurgischen Klinik II.

Denn Felix war 13, als er vom Drei-Meter-Turm stürzte – nicht ins Wasser, sondern auf den harten Boden am Rand des Beckens. Beim Versuch einem plötzlich auftauchenden Schwimmer auszuweichen, greift er kurz nach dem Absprung nach dem Geländer des Sprungturms. Und stürzt neben das Becken. Die Diagnose: ein Trümmerbruch im Fersenbein. „Eine komplizierte und bei Kindern sehr seltene Verletzung, die meistens nach Arbeitsunfällen auftritt. Für Dachdecker bedeutet sie oft das Ende ihres Berufs“, beschreibt Professor René Hartensuer, Chefarzt der Chirurgischen Klinik II am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau. Für den leistungsorientierten Schwimmer Felix hätte sie das Ende seiner sportlichen Leidenschaft sein können. Doch es kam anders.

Etwa vier Stunden dauerte die Operation. Um das Gewebe zu schonen, entschieden sich Professor Hartensuer und sein Team gegen die etabliertere Operationsmethode und wählten einen weniger invasiven Schnitt. Mithilfe des LoopX-Systems, einem innovativen Bildgebungsroboter, der während des Eingriffs 2D- und 3D-Bilder erzeugt, konnten sie die Bruchstücke millimetergenau fixieren. „Präzision ist wichtiger als Schnelligkeit“, sagt Hartensuer. „Nur so lässt sich die Gelenkfläche exakt wiederherstellen.“ Das Ergebnis: Felix kann heute wieder Sport treiben, fast ohne Einschränkungen.

Kaum ein Jahr nach dem Unfall lief Felix einen Marathon. Nicht organisiert, nicht als Wettkampf, sondern ganz allein, frühmorgens auf der Tartanbahn eines Sportplatzes in Großostheim. 42,2 Kilometer, 105 Runden. „Drei Tage vorher kam mir die Idee“, erzählt Felix. Eigentlich ist er Schwimmer, vorher war seine längste Joggingstrecke sechs Kilometer. „Aber ich dachte, mit genug Zeit müsste es gehen.“ Es ging: Sechs Stunden lang, ab Kilometer 30 mit schweren Beinen, aber er lief durch. „Am Tag genau ein Jahr nach dem Sturz – das war Absicht.“

Dabei konnte Felix während des Sommers nach dem Unfall wochenlang kaum gehen. Die Schwellung machte eine sofortige OP unmöglich, er musste warten. Danach Rollstuhl, dann Krücken, dann erste vorsichtige Schritte. „Ich hatte nie Angst vor der OP, aber das Warten war das Schlimmste“, sagt er. Sport, Freunde, Sommerferien – alles fiel aus. Statt Training gab es Olympia im Fernsehen und Physiotherapie. „Das Rumsitzen war hart.“

Seine Eltern sind heute einfach froh, dass alles so gut verlaufen ist. „Es hätte auch anders ausgehen können“, sagt Vater Frank. Professor Hartensuer weiß, dass nicht jede so schwere Verletzung so endet. Umso bemerkenswerter ist, wie Felix mit seiner Verletzung umgegangen ist. Ein Marathon ein Jahr nach einem Trümmerbruch in der Ferse, ist eine außergewöhnliche Leistung. Seine Geschichte zeigt, was möglich ist, wenn medizinische Präzision, Zuversicht und persönlicher Ehrgeiz zusammenkommen. Und sie macht Mut: Auch nach schweren Verletzungen lohnt es sich, den Blick nach vorne zu richten.

Professor René Hartensuer freut sich, als er die Dankeskarte von Felix Freudenberger in den Händen hält.