„Die Patientinnen und Patienten feiern ab jetzt dreimal Geburtstag“, weiß Stationsleitung Yvonne Jegodtka: Ihren echten, den Tag der Transplantation und dann nochmals rund zwei Wochen später, wenn klar ist, dass die übertragenen Stammzellen im Knochenmark angewachsen sind.
Es sieht unspektakulär aus. Ein kleiner Beutel, schnell vorbereitet vom erfahrenen Team. Und doch ist es nicht weniger als „eine zweite Geburt“, wie Prof. Dr. Herold sagt: die erste Stammzellentransplantation im Bogenhausener Neubau. Nur eine Woche nach Umzug der Traditionsklinik von Schwabing nach Bogenhausen erhält dort eine Patientin ihre Stammzellenspende. Ein langes Warten hat ein Ende. Für alle.
Die erste Patientin der KMT Bogenhausen:
Um 14:13 Uhr rollt der Wagen mit der Stammzellenspende über den Flur. Der kleine Infusionsbeutel kommt aus Norddeutschland. Darin frische Stammzellen, in knapp fünf Stunden mittels Apherese-Maschine aus dem Blut eines anonymen Spenders herausgefiltert. Sie nehmen ihren Weg durch die vier Schutzstufen der neuen Transplantationsstation – vom normalen Klinikflur bis hin zum gefilterten Überdruck-Einzelzimmer mit eigenem Bad.
„Raumschiff“ nennt das Team ihre neue Station in Bogenhausen augenzwinkernd, da sie die schwerkranken Menschen darin hygienisch abgeschirmt von der Außenwelt. Genau hier wartet jetzt die 67-jährige Patientin auf die passende Spende. Am 25. Februar hatte sie die Diagnose Akute Myeloische Leukämie (AML) bekommen. „Ich kam direkt für 5,5 Wochen ins Krankenhaus. Der Kühlschrank war voll“, berichtet sie über das Gefühl, so plötzlich aus dem Leben gerissen zu werden.
Es sieht unspektakulär aus. Ein kleiner Beutel, schnell vorbereitet vom erfahrenen Team. Und doch ist es nicht weniger als „eine zweite Geburt“
Am 18. September 2021 hat Sophia ihre linke Hand bei einem Unfall an der Hopfenpflückmaschine verloren. Heute kann sie wieder häkeln. Dank modernster Medizin, aber vor allem auch dank viel Durchhaltevermögen und einer starken Familie.
„Das Schwierigste war, nichts alleine zu können“, sagt Sophia mit starkem Blick. Sie übt und übt und übt, jeden Tag. Wo es Hilfestellung braucht, baut sie sich Brücken. So nutzt sie beispielsweise zum Zopfbinden einen Einhand-Haargummi. Auch ihr Hobby, das Häkeln, hat sie wieder angefangen. Sie legt eine orthopädische Manchette an und hält die Häkelnadel fest in der Hand. Querflöte spielen, Fahrradfahren, „das wird alles wieder. Aber es braucht Zeit", betont Prof. Dr. Broer. Er sieht seiner Patientin nach. Sie geht mit ihrer Schwester wieder zurück auf den heimischen Hof. Hand in Hand.
„Das Schwierigste war, nichts alleine zu können“
Ob Intensivpflege in der München Klinik Bogenhausen oder Muttersein zuhause, Martha Michel gibt alles für die Menschen, die sie brauchen.
„Ich bin für die Pflege von Menschen in Extremsituationen verantwortlich. Dafür brauche ich Wissen, Ruhe, Stressresistenz, Multitasking und das Herz am rechten Fleck.“
Intensivstation war ein lang gehegter Wunsch von Martha Michel. Nach der Pflegeausbildung ging sie aber zunächst in die Neurologie und arbeitete dann 13 Jahre auf der Stroke Unit, bevor sie 2021 endlich den Schritt wagte. Ihr Einstieg auf der interdisziplinären Intensivstation in Bogenhausen hätte härter kaum sein können: Während der schweren 2. Corona-Welle hat sie die Herausforderung bewusst gewählt. Sie liebt die Arbeit im Team und mit technischen Geräten, die Extremsituationen, die regelmäßig die Routine durchbrechen, den absoluten Fokus auf diese verantwortungsvolle Tätigkeit. Ihr Beruf ist ein Teil von ihr. Dreimal ging sie in Elternzeit. Dreimal hat sie sich mit Begeisterung wieder in den Dienst gestürzt. Sie betont: „Bei der Arbeit bin ich nur Martha die Krankenschwester und kann eine Pause machen von meinem Privatleben als dreifache Mutter, die das kleine Wirtschaftsunternehmen Familie nebenher wuppt.“
Heute ist Martha Michel voll und ganz auf der Intensivstation angekommen und kann nur allen, die darüber nachdenken, raten: „Traut euch, auf die Intensivstation zu kommen! Es ist ein wunderschönes Arbeiten. Es ist eine Teamarbeit, die total Spaß macht!“ Als besonders empfindet sie das tolle Team und die Arbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten und Pflegekräften auf Augenhöhe. Und dass sie ihre berufliche Leidenschaft und ihre Familie vereinen kann.
„Ich bin für die Pflege von Menschen in Extremsituationen verantwortlich. Dafür brauche ich Wissen, Ruhe, Stressresistenz, Multitasking und das Herz am rechten Fleck.“