Als ich 1985 meine Ausbildung in einem kleinen Krankenhaus begann, stand eines von Anfang an im Mittelpunkt: der Mensch. Trotz Sechs-Tage-Woche und damaliger Arbeitsverdichtung wurde uns Auszubildenden früh Vertrauen geschenkt, Verantwortung übertragen und viel Wertschätzung entgegengebracht – etwas, das mich bis heute prägt.
Seit über 30 Jahren arbeite ich nun in der Notaufnahme, seit mehreren Jahren in leitender Funktion für zwei Teams mit 55 Mitarbeitenden in der Pflege und 15 Mitarbeitenden für die administrative Aufnahme. Was sich über die Jahrzehnte nicht verändert hat: Fürsorge und Fortschritt gehören untrennbar zusammen. Unser Motto „Pflege mit Herz und hohem Sachverstand“ lebt in jeder Schicht, in jeder Entscheidung, in jedem Miteinander.
Für mich war es ein lang ersehnter Meilenstein, als die Weiterbildung für Notfallpflege endlich eingeführt wurde – ein Wunsch, den ich viele Jahre hegte. Während Intensiv- und Anästhesiepflege bereits eigene Weiterbildungen hatten, blieb der Notfallbereich lange außen vor. Als es schließlich soweit war, bedeutete das für mein Team und mich nicht nur persönliche Weiterentwicklung, sondern auch ein klares Signal der Anerkennung für unsere Arbeit.
Ein weiterer Quantensprung war der GBA-Beschluss zur gestuften Notfallversorgung. Jahrzehntelang wünschten wir uns bauliche und strukturelle Verbesserungen – endlich durften wir sie umsetzen. Die positiven Auswirkungen erleben wir täglich: strukturierte Abläufe, kurze Wege, zufriedene Patientinnen und Patienten. Es ist beeindruckend, was gute Rahmenbedingungen bewirken können – für alle Beteiligten.
Heute erleben wir eine neue Generation in der Pflege, die Verantwortung sucht, aber auch den Wert von Work-Life-Balance erkennt. Sie bringen frischen Wind, neue Perspektiven und eine klare Haltung zum Thema Selbstfürsorge mit. Diese Balance zwischen Engagement und gesunder Abgrenzung stärkt unser Team nachhaltig und trägt zur hohen Arbeitszufriedenheit bei. Besonders stolz bin ich auf das respektvolle Miteinander im Alltag: interkulturelle Teams, interprofessionelle Zusammenarbeit, ein offener Umgang mit Fehlern – das alles schafft ein Klima, in dem Fürsorge gelebt wird und Fortschritt möglich ist.
Ein Moment, der mir nie aus dem Kopf geht: eine Nacht, in der wir nur zu zweit im Dienst waren. Während im Schockraum eine Reanimation lief, kam im anderen Raum gerade ein Kind zur Welt. Neues Leben und der Kampf ums Überleben so nahe beieinander – intensiver kann man es nicht erleben. Solche Nächte berühren tief, fordern, verbinden – und machen demütig. Gut, dass wir ein starkes Team haben, das auffängt, wenn’s schwer wird.
Jede Schicht ist eine neue Chance. Wir starten gemeinsam. Wir gestalten gemeinsam. Und wir wachsen gemeinsam. Was für ein Geschenk.