75 Jahre Bayerische Krankenhausgesellschaft Bayerische Klinikg‘schichten
Klinikum Garmisch-Partenkirchen

Ein Leben für den OP – und eine legendäre Nachtschicht

Ich wurde 1966 in Werneck geboren, mit Klumpfüßen, Hüftdysplasie und einer Beinverkürzung rechts. Schon als kleines Kind war ich viel im Krankenhaus. Mit fünf Jahren wurde mein rechtes Bein verlängert: sechs Monate verbrachte ich dort allein auf Station. Andere wären wohl traumatisiert gewesen. Ich aber fühlte mich im Krankenhaus irgendwie zu Hause. In mir wuchs der Wunsch, OPSchwester zu werden und der ließ mich nie mehr los.

Doch meine Gehbehinderung verschloss mir auf dem Ausbildungsweg viele Türen. 1984 begann ich deshalb zunächst eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten, die ich erfolgreich abschloss. Immer wieder war ich als Patientin im Klinikum Garmisch-Partenkirchen – dort fühlte ich mich gut aufgehoben. Als ich hörte, dass die Sekretärin von Chefarzt Prof. Lechner in Mutterschutz ging, kontaktierte ich den damaligen Oberarzt Dr. Schlemmer – und bekam den Job am Telefon. So begann 1988 meine Karriere am Klinikum: zuerst im Sekretariat, später im OP.
Nach sieben Jahren wechselte ich in den Zentral-OP, zunächst in die zahnärztliche Chirurgie und urologische Endoskopie. Ich war angekommen. Weitere 15 Jahre später wurde mein Kindheitstraum endlich wahr: Ich durfte die Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin machen – und schloss sie erfolgreich ab. Ich übernahm die Fachbereichsleitung der Gefäßchirurgie, später wurde ich Dozentin. Seit drei Jahren leite ich nun den gesamten OP-Bereich: organisatorisch, personell und mit ganzem Herzen.

 

Was mich antreibt?
Der Respekt vor den Menschen: Patienten wie Kolleginnen. Ein gutes Teamklima ist für mich genauso wichtig wie sterile Instrumente. Und manchmal schreibt der OP seine ganz eigenen Geschichten:
Es war ein Bereitschaftsdienst, kurz nach 23 Uhr. Ein Patient, akuter Bauch, Verdacht auf Ileus. Der Oberarzt übernahm persönlich: Als wir den Bauch eröffneten, sahen wir deutlich gestauten, aber vitalen Dünndarm. Plötzlich bewegte sich etwas. Kein Tumor, kein Fremdkörper.

Es war ein Bandwurm.
Ein zäher, lebendiger Parasit, der sich weigerte, freiwillig zu gehen. Kaum war ein Stück draußen, zog er sich wieder zurück. Ein makabres Tauziehen begann – Mensch gegen Wurm. Mit zwei Fasszangen, Absaugung und viel Geduld holten wir das Viech schließlich komplett heraus: über eineinhalb Meter lang, noch zuckend. Der Patient hatte Glück. Der Bandwurm wanderte in ein Glas mit Formalin. Wochenlang war er Gesprächsthema im ganzen Haus. Auf dem Etikett stand handschriftlich: „Ein ungebetener Gast“ – und ich muss noch heute schmunzeln, wenn ich daran denke.