Als Alexandra Stich mit 15 ein Pflegepraktikum absolviert, denkt sie sich „nie wieder!“. Heute, knapp 30 Jahre später, ist sie Direktorin für Pflege- und Patientenmanagement und kann auf beinahe ebenso viele Jahre Berufserfahrung als Krankenschwester zurückblicken. Die Geschichte einer besonderen Karriere am Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg.
Wie alles (nicht) begann
„Mir war immer klar, dass ich mit Menschen arbeiten möchte“, erinnert sich Alexandra Stich, wenn sie an die Zeit zurückdenkt, als der Wechsel vom Schulalltag ins Arbeitsleben bevorstand. Bei einem beruflich sehr medizinisch-sozial geprägten Familienumfeld schien der Weg in eben diesen Bereich naheliegend. „Mit 15 Jahren habe ich in der Klinik meines Onkels ein Praktikum als Kinderkrankenschwester gemacht“, erzählt sie. Doch ein negatives Ereignis trübt die ersten Berufserfahrungen: „Während meines Praktikums verstarb ein Kind und damit war für mich klar, dass ich diesen Beruf nicht machen werde.“
Plan B
Der ursprünglich Plan wird verworfen und Alexandra entscheidet sich nach ihrem Realschulabschluss erst einmal für die Fachoberschule (FOS) in Regensburg. Schon damals zählen im ersten Schuljahr auch 12 Wochen Praktikum zum Lehrplan. „Ich habe den Sozialen Zweig gewählt, womit das Praktikum in einer sozialen Einrichtung stattfinden sollte. In den Kindergarten wollte ich nicht und so habe ich mich schließlich doch noch einmal für ein Praktikum im Krankenhaus entschieden“, erzählt sie. Im Nachhinein betrachtet war dieser Schritt ein Schlüsselmoment für Alexandras weiteren Werdegang.
Schlüsselmoment
1997 tritt Alexandra ihr FOS-Praktikum auf Station 7 des Caritas-Krankenhauses St. Josef an. Die Wahl des Krankenhauses ergibt sich zufällig, weil sich St. Josef in nächster Nähe zur Schule befand. Und diesmal fällt Alexandras Eindruck vom Pflegeberuf positiv aus: „Im Vergleich zu meinem ersten Praktikum war es eine andere Welt. Mir hat die Arbeit mit den älteren Menschen unfassbar viel Spaß gemacht. Nach kürzester Zeit war ich mir sicher, dass ich doch in der Pflege arbeiten will.“ Ausbildungsplätze sind Ende der 1990er-Jahre ein rares Gut, doch das Caritas-Krankenhaus St. Josef gibt Alexandra eine Zusage. Um die Chance nicht zu verpassen bricht sie 1998 die FOS ab und beginnt ihre Krankenpflegeausbildung.
Beruf und Studium
„Nach den drei Jahren war ich schließlich eine der Glücklichen, die übernommen wurde, und ich konnte als Krankenschwester auf Station 5 anfangen.“ Über die Jahre wechselt Alexandra die Stationen und Bereiche und steigt zunächst zur Stationsleitungsstellvertreterin, dann zur Stationsleitung auf. Die Freude an ihrer Arbeit bleibt ungebrochen, auch als sie parallel zum Beruf noch ein Bachelorstudium im Gesundheits- und Sozialmanagement absolviert. Daraufhin wechselt sie in die Leitung des Patientenmanagements am Caritas-Krankenhauses St. Josef, wo sie zunehmend auch mit Verwaltung und Organisation zu tun hat. Und dann kam Corona.
Umbruch
Die Pandemie stellt St. Josef wie alle anderen Kliniken vor eine nie dagewesene Herausforderung. Alexandra wird zu dieser Zeit in die Stabsstelle Corona berufen, um die Klinikleitung bei der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen aus pflegerischer Sicht zu beraten. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Haus kann sie hier einen wichtigen Beitrag zum Gelingen aller Schritte leisten, weil sie die Struktur des Hauses kennt. Zur selben Zeit wird auch die Stelle der stellvertretenden Pflegedirektorin frei und Alexandra beschließt: „Das probiere ich jetzt einfach mal.“
An die Spitze
Und wieder erhält sie eine Zusage. „Meine Vorstellung war, zehn Jahre Stellvertretung zu machen, um so in die Rolle der Pflegedirektorin hineinzuwachsen“, lotet Alexandra ihren damaligen Karriereplan aus. Doch wieder kommt es anders: Mitte 2021 rückt Alexandra gemeinsam mit einer Kollegin an die Doppelspitze der Pflegedirektion, ein Jahr später übernimmt sie die alleinige Verantwortung. „Dass es so schnell geht, damit hat, glaube ich, niemand gerechnet“, schildert sie ihren Eindruck. Immerhin seien andere in ähnlichen Positionen oft deutlich älter und hätten Arbeitserfahrung an verschiedenen Kliniken gesammelt.
Vorbild
„Mein Glück ist, denke ich, dass mich die Menschen kennen, weil ich seit 1998 im Haus bin,“ räumt Alexandra ein. Über die Jahre hätten sich zahlreiche Berührungspunkte ergeben. „Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen mich noch als Praktikantin, jetzt aber bin ich ihre Vorgesetzte.“ Auf die Verbindung zu den Menschen setzt Alexandra auch in ihrer neuen Rolle. „Ich versuche partnerschaftlich mit den Menschen zusammenzuarbeiten und hospitiere regelmäßig auf den Stationen und in den Bereichen, um auch die Basis nicht zu verlieren.“
Alexandra Stichs besonderer Werdegang ist ein tolles Beispiel dafür, wie gut man sich in der Pflege beruflich weiterentwickeln kann. Persönlich ergänzt sie: „Meine Geschichte zeigt aber auch, dass ich wahnsinnig gerne hier arbeite. St. Josef ist für mich wie eine Familie und ich komme jeden Tag gerne her“ – auch noch nach 27 Jahren.