Fritz kam am 28. Dezember 2019 in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt. Gerade mal eine Handvoll Leben mit einem Geburtsgewicht von nur 340 Gramm.
Seine Mama Jennifer Backert litt an einer Schwangerschaftsvergiftung, die sowohl für die Mutter als auch das Kind lebensbedrohlich war. Ein Not-Kaiserschnitt war somit zwingend nötig, ganze 16 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin und – wenn man es ganz nüchtern betrachtete – war die Chance, am Ende mit einem gesunden Kind nach Hause gehen zu dürfen, völlig ungewiss.
Aber Fritz ist ein Kämpfer, und so hat er sich nicht nur durch die ersten schweren Wochen gekämpft, sondern auch sehr schnell in die Herzen aller, die sich um das kleine Bündel Mensch gekümmert haben. Und das sind nicht wenige im Perinatalzentrum:
Neben den Ärzten und Schwestern der Kinderklinik kümmerten sich auch Physiotherapeuten, Sozialpädagogen und Psychologen um das Wohl des Kleinen und seiner Eltern, in enger Zusammenarbeit mit der Gynäkologie, der Anästhesie, der Kinderchirurgie und einem Augenarzt. Gerade für sehr kleine Frühgeborene ist dies mitunter entscheidend, und auch Fritz musste in seinen ersten Lebensmonaten zwei Operationen über sich ergehen lassen.
Dies merkte man ihm schon bald nicht mehr an. Er hat sich zu einem ausgeglichenen Baby entwickelt, das einen äußerst zufriedenen Eindruck macht.
Mitte Mai 2019, also kurz nach seinem eigentlich errechneten Geburtstermin, durften die Eltern ihren kleinen Sonnenschein mit nach Hause nehmen und endlich gemeinsam in den neuen Alltag als Familie hineinwachsen. Bis dahin bestimmten die vielen Stunden in der Klinik des Tagesrhythmus der Eltern, was sie oft genug an ihre Belastungsgrenze brachte.
Fritz ist heute 6 Jahre alt.
Dr. Peter Dahlem, Chefarzt der Kinderklinik am Sana Klinikum Coburg und Leiter des dortigen Perinatalzentrums: „Trotz aller Erfolge der Neonatologie müssen wir mit Demut auf die Entwicklung des Kindes blicken und darauf, dass das „Schicksalhafte“ dabei eine gewisse Rolle spielen kann“. Wichtig ist ihm dabei, sich von Selbstüberschätzung oder gar einem „Wettlauf“ unter Medizinern zu distanzieren. „Auch wenn heute vieles möglich ist, was früher noch undenkbar war, müssen wir dennoch mitunter die Grenzen der Lebensfähigkeit anerkennen. Und wir denken auch an jene Kinder, für die sich nicht alles so positiv entwickelt hat.“
Wissenswertes zum Thema Frühgeburt
„Die Farbe Lila“ ist nicht nur der Titel eines berührenden Films, sondern sie steht auch für ein emotionales Thema: Frühchen, also Kinder, die zum Teil weit vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt kommen. Etwa jedes zehnte Kind gilt als Frühchen, wird also vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche geboren und wiegt in der Regel weniger als 2.500 Gramm. Die Gründe für eine Frühgeburt sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von einer mangelhaften Versorgung des Babys im Mutterleib über Erkrankungen der Mutter während der Schwangerschaft bis hin zu Entwicklungsstörungen des ungeborenen Kindes. Mitunter gibt es auch keinen erkennbaren Grund für den zu frühen Weg ins Leben, dann ist dies schlicht ein möglicher Ausgang einer Schwangerschaft, den die Natur trotz aller Vorsicht und bester Gesundheitsversorgung für uns Menschen bereithält.
In den letzten Jahren hat sich in der Versorgung von Frühchen viel getan. Kinder, die noch vor 20 Jahren keine Überlebenschance hatten, werden heute nach einigen Wochen oder Monaten Klinikaufenthalt gesund nach Hause entlassen. Doch auch heute noch sind den Ärzten Grenzen gesetzt, nicht immer steht am Ende ein „Happy End“.