Als ich 1980 in der Klinik Kitzinger Land – damals noch Kreiskrankenhaus – anfing, war vieles anders. Ich war ausgebildeter Anästhesiepfleger, kam mit 18 Jahren Erfahrung als Rettungssanitäter und war es gewohnt, schnell zu entscheiden, wenn es ums Leben ging. Damals gab es noch keine Notärzte – man musste handeln, nicht warten.
Ich erinnere mich an unzählige bewegende Momente. Einer davon hat sich tief eingebrannt: Ein 16-jähriges Mädchen, das bei einem Mopedunfall schwer verletzt wurde. Ihr Bein war aus dem Becken gerissen, ein riesiges Wundgebiet, starke Blutungen. Ich war damals als Rettungssanitäter im Einsatz, wir haben alles gegeben. Und sie hat überlebt. Viele Jahre später, ich war inzwischen in der Klinik tätig, übernahm ich im Aufwachraum eine Patientin nach einem Kaiserschnitt. Wir sahen uns an – und erkannten uns sofort. Sie fiel mir um den Hals und sagte: „Ich habe gerade mein zweites Kind bekommen. Ich lebe – weil Sie mir damals das Leben gerettet haben.“ Sie war inzwischen mit dem jungen Mann verheiratet, der damals das Moped fuhr. Ich konnte nur demütig danken.
In meinen 32 Jahren als Anästhesiepfleger und Personalratsvorsitzender habe ich viel erlebt – medizinisch, menschlich, manchmal auch skurril. Ich hatte einen sehr impulsiven Chefarzt. Einmal beendete er ein Telefonat mit einem Operateur im Aufwachraum mit den Worten: „Herr Kollege, Sie wissen doch – hinter jeder Narkose steht ein Staatsanwalt!“ Später fragte mich ein wacher Patient ganz ernsthaft, ob bei uns wirklich ein Staatsanwalt in der Klinik arbeite...
Wir waren ein starkes Team. Die OP- und Anästhesiepfleger halfen einander, Reinigungskräfte packten mit an – es war ein echtes Miteinander. Ich durfte auch die Eröffnung der Klinik in der Keltenstraße 1983 mitgestalten, war an der Auflösung der alten Häuser in Iphofen, Marktbreit, Dettelbach und Kitzingen beteiligt. Vieles hat sich verändert: Digitalisierung, Dokumentationsflut, Technik. Aber auch sinnvolle Erleichterungen – wie die OP-Schleuse, mit der wir rückenschonend Patienten umlagern konnten.
Mein letzter Arbeitstag 2012 war schwer. Als ich meinen Spind ausräumte und die Schlüssel abgab, stand ich heulend am Fahrradständer. Es war nicht nur ein Job – es war mein Leben.
Heute engagiere ich mich im Förderverein, seit 2021 als Vorsitzender. Fürsorge heißt für mich: auch füreinander da zu sein – als Kolleginnen, Kollegen, Menschen. Ich wünsche mir für die Zukunft weiterhin engagierte Teams, Führung auf Augenhöhe und wohnortnahe Versorgung. Unsere Stärke liegt in der Gemeinschaft, weil einer allein in einer Klinik nicht viel ausrichten kann. Eine Klinik ist für mich mehr als ein Ort der Heilung – es ist ein Ort des Zusammenhalts, wo man auch lachen und gemeinsam feiern kann.
Eugen Reifenscheid,
Vorsitzender des Fördervereins Klinik Kitzinger Land