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RHÖN-KLINIKUM

40 Jahre Herzmedizin in Bad Neustadt - Prof. Dr. med. Sebastian Kerber

Vor über 40 Jahren wurde in Bad Neustadt die Herz- und Gefäß-Klinik gegründet – ein damals mutiger Schritt abseits der Uni-Kliniken. Der Erfolg spricht für sich: Seitdem wurden über 150.000 Herzoperationen durchgeführt. Heute ist die Klinik ein überregionales Kompetenzzentrum für kardiovaskuläre Medizin. Gemeinsam mit der Klinik für kardiologische Rehabilitation bildet sie eines von sieben integrierten Herzzentren in Deutschland. Maßgeblich für den Erfolg der Klinik sind ihre engagierten Mitarbeiter. Prof. Dr. Anno Diegeler berichtet im Interview über seine Arbeit.

 

INTERVIEW MIT PROF. DR. MED. SEBASTIAN KERBER, ÄRZTLICHER DIREKTOR UND CHEFARZT KLINIK FÜR KARDIOLOGIE I (INTERVENTIONELLE KARDIOLOGIE UND KARDIALE BILDGEBUNG) AM RHÖN-KLINIKUM CAMPUS BAD NEUSTADT

Sie blicken auf 40 Jahre Herzmedizin zurück. Was hat Sie damals motiviert, Kardiologe zu werden, und wie haben sich im Laufe der Zeit Ihre Arbeit und der RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt weiterentwickelt?

Prof. Kerber: Als Student und junger Assistenzarzt hatte ich stets den Eindruck, dass die Kardiologie ein Fach ist, in dem es gelingt alle Fragestellungen dezidiert nicht-invasiv und invasiv zu beantworten. Schon damals spürte man, dass das Fach nicht „nur sehend bleiben würde“, sondern auch ein therapeutischer Ansatz losgelöst von medikamentösen Therapieregimen kommen würde. Genauso hat sich dann die Kardiologie als therapierendes Fach mit Katheterinterventionen, die heute zum Standard unserer Arbeit gehören, entwickelt.

Gibt es besondere Erlebnisse aus Ihrer Arbeit, die Ihnen bis heute im Gedächtnis geblieben sind?

Prof. Kerber: Meine Ausbildung an der Universitätsklinik Münster, Abteilung Kardiologie und Angiologie verdanke ich Herrn Univ.-Prof. Dr. med. G. Breithardt. Er machte vor, dass stets alles noch besser und genauer bearbeitet werden könnte. Herr Univ.-Prof. Dr. med. Hans Scheld, damals Ordinarius und Direktor der Klinik für Thoraxchirurgie, lebte den Gedanken der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Kardiologie und Kardiochirurgie. So entstand sehr frühzeitig eine interdisziplinäre Herzinsuffizienzambulanz. Die erste orthotope Herztransplantation in Münster und die nachfolgende sehr erfolgreiche Zusammenarbeit beider Fachdisziplinen war für mich prägend, denn daraus entwickelten sich natürlich auch sehr erfolgreiche Therapieregime, wie die Kunstherztransplantation, diese sogar durchgeführt bei einem Säugling als Bridge-to-Transplant Therapie.

Die bayerischen Kliniken gelten als besonders leistungsstark und zukunftsfähig. Was macht sie Ihrer Meinung nach so erfolgreich, und welche Entwicklungen in der Kardiologie finden Sie persönlich besonders spannend für die Zukunft?

Prof. Kerber: Bayern ist ein Land mit exzellenten Universitätskliniken und sehr innovativen Technologie-orientierten Firmen. Die Kombination klinischer und universitärer Medizin mit neuen Technologien ist ein Standortvorteil in Bayern. Nachdem nun innerhalb der kardiovaskulären Medizin der integrative Ansatz zwischen Kardiologie, Kardiochirurgie und Anästhesie sowie Intensivmedizin längst ein Standard geworden ist, wird die nächsten Jahrzehnte die besondere Herausforderung sein, mit der demografischen Entwicklung, nämlich der Diagnostik und Therapie bei betagten älteren Patienten sorgsam und Patienten-orientiert umzugehen. 4. Die Bayerische Krankenhausgesellschaft feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Was bedeutet die BKG für Sie persönlich und für den RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt? Prof. Kerber: Die Bayerische Krankenhausgesellschaft vertritt umsichtig und differenziert die Interessen der großen Anzahl von Menschen, die im Bereich der stationären Versorgungseinrichtung jeden Tag eine exzellente Leistung „abliefern“. Dabei ist der Arbeitsdruck, der bürokratische Aufwand und auch ökonomische Rahmen in den letzten Jahrzehnten wesentlich anspruchsvoller geworden. Dabei versucht die Bayerische Krankenhausgesellschaft einen Interessenausgleich zwischen Patienten, Krankenhausbetreibern und Politik zu harmonisieren. Dies ist vorbildlich.